Erkrankungen der Aorta

Die Aorta ist die Körperhauptschlagader. Sie reicht vom Herzen, im Brustkorbbereich bogenförmig herunter, hinter dem Herzen bis zum Zwerchfell. Im oberen Brustkorbbereich, dicht hinter dem Herzen, gehen aus der Körperhauptschlagader die Armschlagadern und die Gehirnschlagadern ab. Unterhalb des Zwerchfells im Bauchbereich wird die Aorta etwas schmaler. Aus ihr gehen die Eingeweidenschlagadern zur Leber, Magen, Darm, Milz und Nieren ab. Knapp unterhalb der Höhe des Bauchnabels teilt sich die Körperhauptschlagader auf in die Arterien zu beiden Beinen und den inneren Beckengefäßen.

Die Aorta ist also die größte und wichtigste Schlagader unseres Körpers, von der alle anderen abgehen. Im Brustkorbbereich hat sie zwischen 2,5 bis 3 cm Durchmesser. Im Bauchbereich zwischen 1,5 bis 2 cm. Der Durchmesser der Aorta ist abhängig von der Gesamtkörpergröße, bei 1,50 m Körpergröße ist sie demzufolge kleiner als bei einer Größe von z. B. 2,00 m.

Die häufigste und somit wichtigste und gefährlichsten Erkrankung der Körperhauptschlagader ist ihre Erweiterung/Aussackung (= Aneurysma). Eine solche Aussackung der Körperhauptschlagader hat als Hauptrisiko die Gefahr, dass sie platzt und man schlagartig daran innerlich verblutet.

Berühmte Männer wie Albert Einstein, Thomas Mann und Charles de Gaulle sind an einer solchen geplatzten Bauchschlagadererweiterung verstorben. Zu deren Lebzeiten war eine heutzutage übliche Operation oder Stentimplantation in diese Aneurysmen noch nicht möglich oder eine schwierige, oft scheiternde Operation. Dies hat sich zum Glück grundlegend geändert!

Die meisten Erweiterungen der Körperhauptschlagader liegen im Bereich der Bauchschlagadern (Bauchaortenaneurysma). Aussackungen können aber auch den Bereich bis in den Brustkorb betreffen oder befinden sich nur im Brustkorbbereich (im Thorax = Brustkorb, thoracales Aortenaneursyma). Überwiegend werden diese Gefäßerweiterungen ebenso durch Arteriosklerose und Gefäßverkalkungen hervorgerufen wie Gefäßverengungen. Auch hier sind die Hauptursachen das Rauchen, die Zuckerkrankheit, der hohe Blutdruck und die hohen Blutfette.

Männer sind wesentlich häufiger betroffen als Frauen. Bei Männern über 65 Jahren finden sich bei 5 von 100 eine krankhafte Erweiterung der Aorta, welche überwacht oder sogar schon operiert werden sollte. Bei einem Mann von 100 ist diese Erweiterung so groß, dass sie umgehend behandelt werden sollte, weil das Risiko zu platzen, groß ist.

Symptome gehen von der erweiterten Körperhauptschlagader fast nie aus. Hin und wieder können Rückenschmerzen auftreten; sie sind aber so vieldeutig und häufig, dass sie als unspezifisches Symptom wenig hilfreich sind. Da die meisten erweiterten Körperhauptschlagadern überhaupt keine Beschwerden verursachen - bis sie irgendwann platzen und dann  zum Kreislaufversagen und Verbluten führen - ist ein sogenanntes Screening (=Vorsorgeuntersuchung) sinnvoll. Dabei wird die Bauchschlagader mittels schmerzloser Ultraschalluntersuchung beurteilt und vermessen.

Sinnvoll ist dieses Screening bei Risikokonstellation, wie z. B. Männern nach dem 65. Lebensjahr, noch früher bei Rauchern, Diabetikern und wenn erhöhte Blutfettwerte auftreten. Diese Vorsorgeuntersuchung ist auch dringend zu empfehlen, wenn eine Arteriosklerose an anderer Stelle nachgewiesen ist, wie z. B. periphere arterielle Verschlusskrankheit der Beine, Verengungen der Halsschlagadern oder Herzkranzgefäßverengungen, denn es besteht dann ein erhöhtes Risiko auch an einer Bauchschlagadererweiterung zu erkranken.

Wird bei einem Screening eine Erweiterung der Bauchschlagader festgestellt, sollte diese, wenn sie einen Durchmesser von über 2 bis zu 4 cm misst, regelmäßig weiter kontrolliert werden. Findet sich ein Aneurysma zwischen 4 und 5 cm, muss anhand des Einzelfalles das Risiko der Ruptur abgewogen und entschieden werden ob eine Therapie bereits notwendig ist. Ab einem Durchmesser von 5 cm ist die Gefahr des Platzens der Gefäßwand so stark erhöht, dass in der Regel ein operativer Eingriff und Beseitigung des Aneurysmas durchgeführt werden sollte.

Die Behandlung eines Aneurysmas der Bauchschlagader ist heute in der überwiegenden Anzahl der Fälle durch ein minimal-invasives sogenanntes endovaskuläres Verfahren mit dem Einsetzen einer Stentprothese /Stentgraft möglich. Dabei wird über die Leistenschlagader ein Kunststoffgefäß in Y-Form in die erkrankte Bauchschlagader als innere Schienung eingebracht. Dieser Eingriff ist schonender als die offene Operation, bei der das Aneursyma herausgeschnitten und durch ein eingenähtes Kunststoffgefäß ersetzt wird. In einigen Fällen ist aber auch heute noch das offene Operationsverfahren sinnvoll und der Implantation eines Stents vorzuziehen. Da die Wahl des operativen oder endovaskulären Verfahrens von vielen Faktoren u. a. auch der exakten Konfiguration des Aneurysmas abhängig ist, ist es in jedem einzelnen Fall zu prüfen und vom Spezialisten zu entscheiden welches Verfahren für den einzelnen Patienten das Beste ist.

Nach einem Stenteingriff ist die Erholungsphase in der Regel relativ kurz. Später wird - wie bei allen Eingriffen am Gefäßsystem eine regelmäßige Ultraschallkontrolle empfohlen: Anfangs im Abstand von 6, später von 12 Monaten.