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Thekla Blank
Demenzbeauftragte
Derzeit leben in Deutschland rund 1,8 Mio. Menschen mit Demenz. Bis zum Jahr 2050 werden etwa drei Millionen Menschen in Deutschland betroffen sein. Fast 70 Prozent davon sind Frauen (Deutsche Alzheimer Gesellschaft 2021, aus WHO Global Status Report). Patienten mit kognitiven Einschränkungen stellen ein Krankenhaus vor vielfältige Herausforderungen. Sie sind in besonderer Weise von akuten Verwirrtheitszuständen (Delir) bedroht und haben ein erhöhtes Risiko während des Krankenhausaufenthaltes Komplikationen zu erleiden. So kommt es häufiger zu Stürzen mit schweren Verletzungen (Knochenbrüchen), auch ist nicht selten ein Verlust von Mobilität und Alltagskompetenz zu verzeichnen. Die im Krankenhaus fehlende vertraute Tagestruktur und die ungewohnte Umgebung führen dazu, dass Patienten mit kognitiven Einschränkungen Verhaltensauffälligkeiten (Weglaufen, ständiges Rufen, Unruhe, Ängste) zeigen können.
Das AGAPLESION EV. KLINIKUM SCHAUMBURG möchte diesen Patienten in besonderer Weise gerecht werden. Neben unserer geriatrischen Abteilung soll die Patientenbetreuung auch in den anderen Fachabteilungen unter besonderer Berücksichtigung der Bedürfnisse ermöglicht werden.
Wir sind uns sicher, dass dadurch die Versorgung nachhaltig verbessert und Komplikationen verringert werden können.
Ohne Formalitäten geht es leider auch im Krankenhaus nicht. Bringen Sie bitte einen Einweisungsschein, den Personalausweis und die Versicherungskarte mit. Falls vorhanden, die Ergebnisse vorangegangener Untersuchungen, Röntgenbilder und bisher eingenommener Medikamente.
In der Versorgung dementiell erkrankter Patienten hat die Pflegeanamnese eine besondere Bedeutung, da sich die Patienten nur eingeschränkt über die Situation, ihre Erkrankung, ihr Befinden und ihre Bedürfnisse äußern können, z.B.: Welche besonderen Gewohnheiten hat der Patient, die für seine Versorgung wichtig sind, etwa beim Essen oder Einschlafen? Welche biographischen Ereignisse sind wichtig, um Verhaltensweisen des Patienten verstehen zu können? Oder wie äußert der Patient Schmerzen?
Bringen Sie gerne persönliche Fotos Ihrer Familie in Kopie mit oder lassen Sie diese auf den Stationen fotokopieren. Persönliche Fotos können das Wohlbefinden und die Orientierung der Demenzerkrankten fördern. Wichtig ist auch, dass vorhandene Hilfsmittel (z.B. Hüftprotektorenhosen, Brille, Hörgeräte, Zahnprothesen) mitgegeben werden. Gerade Demenzkranke sind durch die Aufnahme in ein Krankenhaus verängstigt und beunruhigt. Zusätzliche Wahrnehmungseinschränkungen verstärken die Symptome und gefährden sie unnötig. Persönliche Hilfsmittel schützen Patienten vor Folgeerscheinungen wie z.B. Stürzen, mangelnder Nahrungsaufnahme und verstärkter Desorientierung.
Demenziell erkrankte Personen mit Weg-/Hinlauftendenz haben ein besonderes Schutzbedürfnis. Deswegen halten wir für diese Patient:innen besondere Schutzmaßnahmen vor. Wenn wir dieses Schutzbedürfnis bei Ihnen oder Ihren Angehörigen feststellen, sprechen wir Sie an. Sollten Sie schon zuhause oder in der stationären Einrichtung dieses Schutzbedürfnis festgestellt haben, informieren Sie uns bitte bei der Aufnahme.
Ehrenamtliche Helfer
Unsere Grünen Damen und Herren sind unseren Patienten bei vielerlei Dingen behilflich. Sie arbeiten alle ehrenamtlich, für sie gilt selbstverständlich die Schweigepflicht. Sie nehmen sich Zeit für Gespräche, begleiten ängstliche und unruhige Patienten zu den Untersuchungen und erledigen kleinere Besorgungen für sie.
Gesprächszeiten für Angehörige
Auf den Stationen gibt es feste Zeiten. Werktags: 15:00-15:30 Uhr. Auf der Chirurgie vereinbaren Sie bitte mit dem Pflegepersonal der Stationen oder den Stationsärzten einen Gesprächstermin, damit diese ausreichend Zeit für Ihre Fragen zur Krankheit und dem weiteren Heilungsprozess haben.
Krankenhaus-Seelsorge
Unsere Seelsorge stehen unseren Patienten zur Seite. Sie unterstützen sie in der Ausübung ihres Glaubens, mit Gebeten, Liedern und Ritualen, aber auch durch Zuwendung und Gesprächsbegleitung insbesondere auch bei dementiell erkrankten Patienten. In unserem Haus gibt es einen wunderbaren Raum der Stille, der für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter offen steht. Hier finden auch Gottesdienste statt, zu denen wir Sie herzlich einladen.
Entlassung/Nachsorge
Denken Sie bei der Aufnahme schon an die Entlassung. Nehmen Sie deswegen frühzeitig Kontakt zum Arzt und dem Sozialdienst auf, sprechen Sie Ihre Vorstellungen an, damit rechtzeitig alles organisiert werden kann.
Seit vielen Jahren versuchen wir auf die Bedürfnisse der Patienten mit einer demenziellen Erkrankung im Krankenhaus einzugehen. Es wurden verschiedene Konzepte wie personenzentriertes Arbeitsverständnis, Milieu Gestaltung, Demenzbeauftragte, Assessments,Tagesstrukturierung usw. dazu erarbeitet und in den Jahren umgesetzt um den Menschen/ Patienten mit Demenz den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.
Bei uns bedeutet eine personenzentrierte Pflegeorganisation, dass eine kontinuierliche Beziehung zu einer verantwortlichen Pflegekraft aufgebaut werden kann. Dies erfolgt durch die Stabsstelle Demenz, die dem Patienten während des gesamten Krankenhausaufenthaltes zur Verfügung steht.
Am Anfang der Woche werden die Patienten auf den Stationen durch die Stabsstelle Demenz erfragt und eine erweiterte Pflegeanamnese Demenz durch die enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen ausgearbeitet, wo die Vorlieben, Gewohnheiten und das Lebensthema unter anderem erfragt werden, anschliessend werden die Patienten im Laufe der Woche von der Stabstelle Demenz besucht und Erinnerungen werden in Gesprächen geweckt, Lieder gesungen oder kleine Wünsche, wie ein gemeinsames Telefonat mit den Angehörigen ermöglicht.
Auf jeder Station befinden sich Kisten mit Liedermappen, Sprüchen, Geschichten, Handtaschen, kleinen Spielen, Erinnerungskarten und Kuscheltieren, RCN Walker und eine Klingelmatte. Zusätzlich können noch Niederflurbetten und Fallschutzmatten eingesetzt werden, um Stürzen vorzubeugen.
In der Geriatrie wurden im Aufenthaltsraum grosse Wandkalender mit Jahreszeitlich bezogenen Bildern und eine gut lesbare Uhr aufgehängt, in jedem Zimmer befindet sich ein Whiteboard, auf dem jeden Tag das Datum und der Tag neu beschrieben wird, ausserdem gibt es im gesamten Haus eine Beschilderung für die Badezimmer.
Es gibt auf jeder Station eine/einen Demenzbeauftragten, die 4-5 mal im Jahr im Bereich Demenz geschult werden und als Multiplikatoren eingesetzt sind und die über eine demenzspezifischen Beziehungsgestaltung verfügen und das jeweilige Stationsteam fachlich begleiten.
Seit 2020 wird ein Assessment zur Schmerzerfassung bei kognitiv eingeschränkten Patienten (PAIC-15) eingesetzt.
Seit 2017 gibt es an drei Tagen die Woche für die Patienten mit einer Demenz oder eines Delirs die Möglichkeit an der Tagesstrukturierung teilzunehmen. Dort wird gemeinsam mit den Patienten gekocht/ gebacken, Erinnerungen geweckt, Alltagshandlungen wie z.B. Gemüse schnippeln, Äpfel schälen beübt und im Anschluss gemeinsam gegessen. Die Patienten sind in dieser Zeit in Gesellschaft, fühlen sich nicht einsam, haben Beschäftigung. Dadurch kann ein verdrehter Tages/ Nachtrhythmus wieder normalisiert werden.